Holzerhurd
Nun hat auch Sein eine Schallplatte im Sortiment. Somit klingt „Holzerhurd“ wohl am altmodischsten, was der Musik sehr zuträglich ist.
Liebling, lass dich nicht verführen
Von Frühtau und Singvogelschar
Schliess all die Fenster und Türen
Lass alles sein wie es war
Strömt auch der Duft durch die Ritzen
Von Milchschaum und Holzofenbrot
Bleiben im Dunkeln wir sitzen
Wenn der Morgen uns droht
Was durften wir glücklich und frei sein
Ja, was stand die Zeit plötzlich still
Soll das nun alles vorbei sein
Bloss weil so 'ne Uhr es so will?
Was will ich mit so 'nem Versager
Und du mit 'ner halbtoten Braut
Stränig und tranig und hager
Wenn der Morgen uns graut
Nein, Liebling, du bist nicht Elvis
Und ich auch ganz bestimmt nicht die Monroe
Aber so lange es nicht hell ist
Gefällt es uns beiden doch auch so
Drum lass uns, was uns geblieben
Ist auch die Nacht längst vorbei
Wir werden uns immer lieben
Und der Morgen ist uns einerlei
Marcel, Marcel
Mach schnell, mach schnell
Gleich kommt mein Mann
Der klopft nicht an
Mit seinem Beil macht der zack, zack
Aus deinen Gliedern Schnupftabak
Bei Tag ist er der Weltmann, der Charmante
Mit Anzug und vortrefflichen Maniern
Doch gibt er sich bei Billy dann die Kante
Kann er nun mal für nichts mehr garantier'n
Marcel, Marcel
Bald wird es hell
Komm, komm, leg ab
Die Zeit ist knapp
Fährst du so fort, dann bleibt von dir
Bald nur noch etwas Zahngold mir
Und darum, denk ich mir, wär's vielleicht besser
Du verstecktest dich hier in der Wäschetruh'
Und kommt darauf mein Mann, nimmst du das Messer
Und stichst damit drei, vier Mal zünftig zu
Marcel, Marcel
Komm auf der Stell'
Zu mir zurück
Du feiges Stück
Und willst du nicht, na, wirst schon sehn
Wird dir das Lachen gleich vergehn
Dann liegst du starr bei meinem Angetrauten
Ein jeder zwei, drei Löcher in der Brust
Das klassische Duell, so wird es lauten
Ich selber hab von gar nichts was gewusst
Im Hafenpuff steht ein Klavier
Und manchmal - nachts, so gegen Vier
Berührt jemand die Tasten sacht
Und alles um ihn her erwacht
Der starke Lou, die schöne Laure
Sie kriechen aus dem Staub hervor
Und tun grad so, als ob nichts wär
Als wär's nicht tausend Jahr schon her
Im Hafenpuff steht ein Klavier
Und eines Tags standst du vor mir
„Komm mit, mein Schatz“, war'n deine Wort'
„Ich bring dich weg von hier, weit fort“
Im Hinterhof, um Mitternacht
Geht's los, so war es abgemacht
Nahm meinen Mantel, meinen Hut
Und nahm mein letztes Restchen Mut
In meinem Glas klebt noch der Wein
Es sollt' damals der letzte sein
Ein letztes Mal dreht' ich mich um
Ein letztes Mal, mir war grad drum
Sagte ich: „Fred, spiel zum Ade
Für mich die vierte Prelude“
Schloss meine Augen und sah nicht
Das Grinsen in seinem Gesicht
In meinem Glas klebt noch der Wein
Es sollt damals der letzte sein
Auf meinem Mund ruht noch der Kuss
Im Hinterhof hallt noch der Schuss
Im Hafenpuff steht in Klavier
wie damals steht es heute hier
Und irgenwann wurde mir klar
Dass alles bleibt wie es immer war
Ich bin ein schlechter Mensch
Vom Scheitel bis zum Zeh
Kleine Kinder koch ich
Und servier sie zum Diner
Ich mag keine Hunde
Kommt einer so vorbei
Dann nehm ich das Sturmgewehr vom Vater
Und schiesse ihn zu Brei
Doch Baby wenn du mich trotzdem liebst
Werde ich dein Engel sein
Wenn du in meinen Armen liegst
So gehen wir in den Himmel ein
Ich mag keine Blumen
Auch Bäume nicht so recht
fahr ich zum Beispiel von Bad Ragaz nach Belzen
So wird mir richtig schlecht
Auf'm Bahnsteig stehen Familien
Mit Tee und Schinkenbrot
Da sag ich: „hey ihr ordinären Schweine
Euch schlag ich alle tot!“
Doch Baby wenn du mich trotzdem liebst
Werde ich dein Engel sein
Wenn du in meinen Armen liegst
So gehen wir in den Himmel ein
Ach Baby wenn du mich trotzdem liebst
Werde ich dein Engel sein
Wenn du in meinen Armen liegst
So gehen wir in den Himmel ein
Und nun zu den Delphinen
Diesem Heuchlerclub
Tagsüber ewig grinsender Freund aller Kinder
Nachts ein schlechter Trupp
Dann foltern sie den Schweinswal
Nicht etwa weil sie hungrig wären, sondern just for fun
Und tags darauf, im Kinderzoo
Sieht's keiner ihnen an
Baby wenn du mich trotzdem liebst
Werde ich dein Engel sein
Wenn du in meinen Armen liegst
So gehen wir in den Himmel ein
Ach Baby wenn du mich trotzdem liebst
Werde ich dein Engel sein
Wenn du in meinen Armen liegst
So gehen wir in den Himmel ein
Wo geht's denn hier zum Weltenrand?
Wo geht's denn hier bergab?
Wo ist, wo einst das Beau-Rive stand?
Heute bereits das Altbrot knapp
Am Vorbahnhof beim Imbisstand
Quittier'n sie mit Gelächter
Randständ'genwitze erster Hand
Von Hinkebill, dem Pächter
Lulu, halbnackt am Rand der Stadt
Grinst über beide Ohren
Ab heute gibt's bei ihr Rabatt
Für Teens und Senioren
Wo geht's denn nun zum Weltenrand?
Wo schlägt die letzte Stund'?
Wo geht dies wunderbare Land
Endlich elendiglich zugrund?
Bei den Geleisen gar nicht weit
Hängen 'n paar Drogentote
Da herrscht kein Hader, gibt's kein Neid
Nur faire Angebote
Die Heilsarmee gibt Glühwein ab
Ein Schnorrer wünscht 'nem jeden
Der grad mit Kleingeld etwas knapp
Ein langes schönes Leben
Ich hab mich extra schick gemacht
Für'n Untergang mit Perlen
Pailletten, Glitzer, Glimmerpracht
Flankiert von feschen Kerlen
Doch weit und breit gibt's nichts zu sehn
Nicht den geringsten Kummer
Gott, Jungs lasst uns nach hause gehn
Zu unsrem müden Hummer
Wo geht's denn hier zum Weltenrand?
Wo geht's denn hier bergab?
Der selbe Weg, die selben Lichter
Die selben hässlichen Gesichter
Schlechte Musik tönt irgendwo
Eieieiei Puerto Rico
Oh nein, hier gibt’s nichts mehr zu kriegen
Drum bleib ich einfach hier so liegen
Es ist das Beste, glaubt es mir
Für uns alle hier
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Liebt mich, hasst mich
Leut', nur lasst mich
Lasst mich einfach hier so liegen
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Denkt, was euch passt
Leut', aber lasst
Mich für einmal hier so liegen
Drüben im Eck kauert ein Paar
Er halb verwest, sie ganz und gar
Ein morscher Kerl naht an der Krück'
Und hinkt vorbei, ich hatte Glück
Ich schliess die Augen, weil ja dann
Mich auch kein andrer sehen kann
Nicht meinen Kampf, nicht meine Not
Ich stell mich einfach tot
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Liebt mich, hasst mich
Leut', nur lasst mich
Lasst mich einfach hier so liegen
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Denkt, was euch passt
Leut', aber lasst
Mich für einmal hier so liegen
Endlich wird’s still, die Gasse leer
Auch Puerto Rico tönt nicht mehr
Endlich verscharrt ist auch das Paar
Im Eck, die Nacht ist sternenklar
Hör in 'ner Stunde oder zwei
Ich die Sirenen, das Geschrei
Und ramassiern sie meine Glieder
Versuch ich’s morgen wieder
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Liebt mich, hasst mich
Leut', nur lasst mich
Lasst mich einfach hier so liegen
Lasst mich liegen, lasst mich liegen
Ich will einfach hier so liegen
Denkt, was euch passt
Leut', aber lasst
Mich für einmal hier so liegen
Herbst, süsser Herbst, lass mich hier nicht allein
Unter der Sonne beim nackten Gebein
Nassforscher Menschen, gebräunt und enthaart
Um einen lauwarmen Tümpel geschart
Was gestern grau sass und steif im Büro
Gibt heut den heissblütgen Standgigolo
Und sein erbärmliches Menschendasein
Scheint nun auf einmal ganz herrlich zu sein
Überall Titten und Muskelgespiel
Strandlatschen, Speiseeis, „viva Brasil!“
Süsser, komm, leg dich zu mir in den Sand
Dein Waschbrettbauch raubt mir noch den Verstand
Wer etwas auf sich hält, der sagt, er sei
Endlich ganz Mensch und grinst dümmlich dabei
Da bleib ich lieber zu hause und schau
Hertha Berlin gegen Spartak Moskau
Herbst, süsser Herbst, wenn dein Wind streng und kalt
Die Kaibrücke räumt und die Badeanstalt
Wenn blass dein Nebel die Menschen umzieht
Grad so, dass keiner den andern mehr sieht
Und jeder heissblütge Strandgigolo
Sitzt wieder grau nun und steif im Büro
Brütet verbittert und schimpft ganz allein
Auf sein erbärmliches Menschendasein
Meine Herren, fragen sie mich nach meinem allerersten Mann
So sag ich gleich, der Berti war's, vom Gutshof nebenan
Weshalb ich ihn verliess? Wohl dachte ich, so'n Leben müsse
doch mehr zu bieten haben als'n paar Nachbarsjungenküsse
Pepino hiess der Türsteher von so 'nem schicken Laden
Der kannte auch den Discjockey, so was kann niemals schaden
'nes Tags trat Hardy an die Bar, bestellte zwei Martini
Der ging dann Pleite und sein Bruder mit mir nach Rimini
Nach 'ner Hochzeit in Kalkutta und 'ner Scheidung in Kapstadt
Stand ich da und hatte sie nun alle gründlich satt
Und schloss ich nachts die Augen, dacht' ich immer öfters an
Berti, meinen ersten Fang vom Gutshof nebenan
Ich hatte ihn nie mehr geseh'n, wo einst ein Gutshof stand
Tanzen heute täglich frische Girls aus Weissrussland
Er kaufte nicht bei Leila, und er trank nicht bei Lilo
Er war nicht da, er war nicht dort, kurz, er war nirgendswo
Ich durchkämmte jeden Hinterhof, die allerkleinsten Gassen
Längst war mir klar, alles wär' gut, hätt' ich ihn nie verlassen
Ich reiste um die halbe Welt, bis dann, 's war in Puket
So'n Mann vorbeikam, der ihm glich, ich folgte ihm diskret
Die Gass' hinab, dann rechts, da war ein Haus, er ging hinein
Ich stand vor'm Fenster, ja, er war's, es konnt' kein and'rer sein
Im Zimmer Frau'n halb nackig, er schien wütend, schrie sie an
Nahm das Geld und ging, mein süsser allererster Mann
In Stadt und Land, in Wald und Flur, von Laos bis Brasilli
Da gab es einen Namen, und der Name der war Billy
Den kannten sie im Stadtpalais und kannten ihn im Stalle
Den Herrgott kannten viele, aber Billy kannten alle
Berühmt wird, wer durch allerlei, durch Schönheit, Charme, durch Witze
Nicht so dies bei Billy, der berühmt war durch Besitze
Die Tankstelle, das Wasserwerk, Fabriken, grosse, kleine
Das alles hatte Billy, nur, er hatte keine Beine
Ein Bauwerk da, ein Landstrich dort, die Habe wuchs ihm täglich
Der Präsident, der General, sie war'n dagegen kläglich
Es folgten Fürsten seinem Wort, ihm dienten die Gendarme
Er hatte Geld, er hatte Macht und hatte keine Arme
Als Billy an die Weltmacht kam, es liess sich nicht umgehen
Verging der Welt das Hören erst und schliesslich auch das Sehen
Ein Bagger kam, 'ne Walze fuhr, und kamen täglich wieder
Und rissen Haus und Brücke ab und taten alles nieder
Und bauten neu, was nicht mehr stand, die U-Bahn, das Trottoir
Und die das Zeug begehen wollten, hielten's nicht für wahr
Und merkten dann nach Stunden des Bemühens und Verzichts
Sie hatten Arm und Beine, doch das nützte ihnen nichts
Nun sitzen wir seit zwei Stunden
Hier, du bestellst Runden
Für dich und Karl-Heinz
Ihr redet über Soldaten
Malzwhisky-Zutaten
und die Formel1
Ich hab doch keinen ausser dir
Du hast doch keinen ausser mir
So was wie mich, so was wie dich
Wünscht sich der letzte Schwachkopf nicht
Dort an der Bar sitzt Jean-Paul
Der war mal nach mir toll
Damals in St. Anton
Ich prost ihm zu, er zurück
Auf's vergangene Glück
Schatz, das hast nun davon
Ich hab doch keinen ausser dir
Du hast doch keinen ausser mir
So was wie mich, so was wie dich
Wünscht sich der letzte Schwachkopf nicht
Nun sitzt du da wie begossen
Gleich wird scharf geschossen
Ich zähle bis drei
„Geh schon, ich halt dich nicht auf
Setz dich gleich auf ihn drauf
Und werd' glücklich dabei“
Ich hab doch keinen ausser dir
Du hast doch keinen ausser mir
So was wie mich, so was wie dich
Wünscht sich der letzte Schwachkopf nicht
Schluss jetzt, ich schütt dir den Sprit
Ins Gesicht, du schlägst mit
Deinem Stuhl auf mich ein
In der allerletzten Bar
Die uns zugeneigt war
Endlich sind wir allein
Nun hab ich keinen ausser dir
Und du hast keinen ausser mir
So was wie mich, so was wie dich
Wünscht sich der letzte Schwachkopf nicht
Früher war ich 'ne Null und gar nichts wert
Heut werde ich von jedem Depp verehrt
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Was habt ihr mich gequält und schikaniert
Damit ist Schluss, es hat sich „ausge-ihr-t“
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Abendspaziergänge sind ein Genuss
Da alle Welt mich freundlich grüssen muss
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
He! Ihr Versager, macht euch mal ganz klein
Die Bank mit Seeblick gehört mir allein
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
He! Du da mit dem Döner in der Hand
Hab ich gesagt, kauf was vom Imbissstand?
Was hier und grad streng untersagt, mon Cher
Sag ich dir nicht, weil das zu einfach wär’
Hab ich euch irgendwann endgültig satt
So dreh ich durch und mache alles platt
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Und während alles sich dem End zuneigt
So sage ich: „Tja, nun habt ihr’s vergeigt“
Weil ich hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Hier der Boss bin
Ich hab einen Platz reserviert in der Höll nah beim Grill
Wo’s wohlig und warm ist, und ein jeder tut, was er will
Manchmal streicht der Teufel mir sacht übers Haar
Lächelt: „Was geht?“ Darauf ich: „Alles klar!“
Was immer ich will
Gibt’s hier in der Höll nah beim Grill
Hier in der Höll nah beim Grill
So’n Mensch tänzelt sorglos durchs Leben, auch plant er zu knapp
Trällert sein einfältges Lied, ja - und geht’s dann bergab
Erstarrt er und weiss nicht, worum es hier geht
Schmeisst hin sich vor’n Teufel, zeigt Reue und fleht
Da bleibt - wer’s auch sei -
Nur ein Platz in der hintersten Reih’
Hier in der Höll nah beim Grill
Ich hab einen Platz reserviert in der Höll, das war weis
Jüngst kam mir ein Freund ohne Plan, ohne Ziel, noch als Greis
„Heinz-Rüdiger“, sag ich, „willst Du meinen Rat?
Geh besser auf sicher, sonst hast den Salat
Entscheide Dich frei…
Ist’s Dir recht, reservier’ ich für zwei“
Ich hab davon gehört, 's kam vor, da traf ich sogar Leute
Die so was mal erlebt, weiss Gott, was zahlen die bis heute
Da zähl ich Eins und Eins zusmmen, Leut’, was seid ihr Narren
Und bin der allergrösste Narr, wenn sie mich dann verscharren
Du bist zu schön, um wahr zu sein
Wie schaff ich’s da, noch klar zu sein
Wenn du so schön so vor mir stehst
Und mir, ach, so den Kopf verdrehst
Wie kann mir so was bloss geschehn
Und solltest du mal untergehn
So war’s, vielleicht, wer weiss, nicht klug
Bloss Notwehr, weil ich’s nicht ertrug
Ich wusste nicht, ich wollte nicht, doch das war auch egal
Du warst zu schön, um wahr zu sein - ich hatte keine Wahl
Drum halt die Klapp’ und nimm es hin, wenn ich mich heut entscheide
Was ist dein Leid gegen ein Leid, das ich ansonst erleide?
Du bist zu schön, um wahr zu sein
Wie schaff ich’s da, noch klar zu sein
Wenn du so schön so vor mir stehst
Und mir, ach, so den Kopf verdrehst
Wie kann mir so was bloss geschehn
Und solltest du mal untergehn
So war’s, vielleicht, wer weiss, nicht klug
Bloss Notwehr, weil ich’s nicht ertrug
Hier ist dein Tross, der wird dich lenken
Hiess es damals, als es begann
Brauchst nicht zu planen, nicht zu denken
bleib du nur dicht am Vordermann
So zog ich los, erst frohen Mutes
bei Gott, gedacht hab' ich nicht viel
Ja, so ein Tross hat schon sein Gutes
Der führt dich gradewegs ans Ziel
So setz ich einen Fuss vor'n andern
Mal wird es dunkel, mal wird's hell
Ich mühe mich, im Glied zu wandern
Geh nicht zu langsam, nicht zu schnell
Und weht des Tags 'ne steife Bise
Und fängt es nachts zu hageln an
Das ist normal, das nennt sich Krise
Da heisst es: durch und sei ein Mann
Der Mensch vor mir, der hat ein Messer
Er zückt's, wenn ich den Gang forcier'
Doch halt ich ein, wird's auch nicht besser
Dann drückt's und drängelt's hinter mir
Und lass ich einen überholen
Hab ich den nächsten schon am Bein
Wohl gibt's da vorne was zu holen
Doch was zum Teufel mag das sein?
Mein Proviant wurde entwendet
Bald hat der Hunger mich besiegt
Wer grad nicht ohnehin verendet
Der lässt den vor, der ihm was gibt
Ich bin erschöpft, die Kräfte schwinden
Das Hemd ist dünn, die Taschen leer
Bald geh'n die Lahmen, Tauben, Blinden
Wie Generäle vor mir her
Der Winter trifft die hinter'n Reihen
Schon hängt ein Krüppel mir am Leib
Der sagt: mein Schatz, du musst verzeihen
Doch muss ich sehen, wo ich bleib
So geh'n wir zwei, drei Schritt gemeinsam
Und teilen stumm ein altes Brot
Schon morgen bin ich wieder einsam
Dann klatscht er nieder, mausetot
So ab und an kommt uns besuchen
Ein Herr von vorn, mit Frack und Hut
Der bringt uns Schnaps, und etwas Kuchen
Der trägt Rasur, das tut uns gut
Frag ich: könnt ihr nicht mal pausieren?
So könnten wir zusammen geh'n
Sagt der: wenn wir da vorn stagnieren
So bleibt die ganze Truppe steh'n
So kann's noch achtzig Jahre gehen
Oder nur fünf, 's ist einerlei
Es kommt der Tag, da bleib ich stehen
Und alles hinkt an mir vorbei
Langsam beginn ich zu kapieren
Wir pflegen hier den alten Brauch
Bleibe ich steh'n, werd ich krepieren
Und zieh' ich mit, werd' ich es auch