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Die Rechung bitte

Die Rechung bitte

„Die Rechnung bitte“ ist das Werk, das SEIN’s kleine Bar-Trilogie abschliessen soll. Nach dem einigermassen unbeschwerten „Umtrunk“ und dem um Lebensfrohsinn bemühten „Komm Bruno, lass uns tanzen“ soll nun mal eiskalt die Rechnung präsentiert werden.

Erscheinungsdatum
: 26.09.2008
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rechnung_01.mp3
1.
Lied vom letzten Ehrenmann

Lied vom letzten Ehrenmann

Als sie ihn weckten im Morgenrot
War er bestimmt schon seit Stunden tot
Keiner beschwerte sich, denn der Mann
Ging’s schon zu Lebzeiten ruhig an
Gewaschen, enthaart, etwas Farbe drauf
Fiel er auch später im Bus nicht auf
Pünktlich erschien er zur Arbeit dann
Der letzte Ehrenmann

Alles ging bestens, und fing er dann
In der Kantine zu riechen an
War das nicht schlimm, denn die Nachbarschaft
Fand ihn doch früher schon ekelhaft
Nachmittags ging’s mit ihm steil bergab
Zurück nach Haus kam er grad noch knapp
Frau, Kind und Hund merkten ihm nichts an
Dem letzten Ehrenmann

Er ging zu Bett, dann ging’s wieder los
Wieder verhielt er sich tadellos
Da’s in der Gegend grad Winter war
Hielt er noch ein gutes Vierteljahr
Endlich, es taute schon rundherum
Schickte der Chef ihm die Kündigung
Kurz darauf stand auch die Scheidung an
Für’n letzten Ehrenmann

Neulich, heisst es, hat ihn wer gesehn
Bei der Fürsorge am Schlange stehn
Gut nur, dass er’s nicht mehr merken kann

Der letzte Ehrenmann

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rechnung_02.mp3
2.
Ich möchte keine Reise nach Hawaii

Ich möchte keine Reise nach Hawaii

Ich möchte keine Reise nach Hawaii
Möcht keine Spitzenhöschen, drei für zwei
Keinen Kamin mit Bärenfell davor
Kein automatisches Garagentor
Die Maiennacht ist lau, der Mond ist voll
Überall lachen, hüpfen sie wie toll
Am Kai ist Tanz, im Club der Eintritt frei
Ach Gott, wie ist mir das doch einerlei
Ich möcht kein Liebeszauber in Paris
Möcht keinen netten Ehemann mit Kies
Ich möcht nur eins, doch das muss eben sein
Ach bitte, Harry, schenk mir noch was ein!

Ich möchte keine Tiger sehn im Zoo
Kein Kokain auf Tonis Damenklo
Kein Wäschetrockner, kein Pistazieneis
Beim Schwedenrätsel nicht den ersten Preis
Das Feuerwerk beginnt um Mitternacht
Wie haben die sich alle hübsch gemacht
Schiessbude, Riesenrad, du hast die Wahl
Wie ist mir alles doch schnurzpiepegal
Ich möcht nicht siebzehn sein ein Leben lang
Möcht keinen Parkplatz dicht am Haupteingang
Ich möcht nur eins, doch da schwöre ich drauf
Komm Harry, mach uns noch ‘ne Flasche auf!

Ich möcht mein Lieblingsplätzchen an der Bar
Bei Freibier-Fred und Ferdi-Säuferhaar
Die grauen Nüsse, die verjährten Hits
Zur vollen Stund den immer gleichen Witz
Die Barmaid mit dem welken Decolleté
Den sturen Wirt, den lauwarmen Rosé
Das Restchen Faschingsdekor vom Vorjahr
Wie ist das alles einfach wunderbar
Ich möchte keine Reise nach Hawaii
Möcht keine Spitzenhöschen, drei für zwei
He, ihr da draussen, die ihr’s nicht versteht

Glaubt nur nicht, dass es euch viel besser geht!

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rechnung_03.mp3
3.
Bill's Busentempel

Bill’s Busentempel

Es war ein Samstagabend, und ich ging allein nach Haus
Da warfen sie ihn grade aus Bill’s Busentempel raus
Und wie er röchelnd vor mir lag, in seinem eignen Blut
So blieb ich stehn und fragte leise: Junge, geht’s dir gut?
Ich schrubbte, salbte, pflegte ihn vom Kopf bis zu den Zehn
Er war so rauh und roch so wild, da war’s um mich geschehn
Und war er wieder hergestellt, es tagte rundherum
Tat er zwei Schritt zur Türe hin und kehrte wieder um

Leute, das war
Dimitar, der Tunichtgut
Schimpf im Maul und Schand im Blut
Läusebart und Hinkebein
Mutti, hol die Kinder rein

Er fluchte, raufte, spie und soff, ich machte alles mit
Neun Monate darauf, wen wundert’s, warn wir schon zu dritt
Er warf sich ‘ne Krawatte um, fand Arbeit und ein Haus
Mit Notvorrat und Wäschetrockner, und ging kaum noch aus
Er hielt sich ganz beachtlich, stand früh auf, kam abends heim
Das Restchen Laster, das ihm blieb, erstickte ich im Keim
Und trieb ihn mal die Sehnsucht hin zu Billy auf ein Bier
Stand am nächsten Morgen schon sein Koffer vor der Tür

Das war hart für
Dimitar, den Tunichtgut
Schimpf im Maul und Schand im Blut
Läusebart und Hinkebein
Mutti, hol die Kinder rein

Er brauchte etwas Zeit, doch schliesslich hatte er es raus
Ein Mann braucht seine Arbeit und ein sicheres Zuhaus
Im März schliff er die Böden ab, den Zaun strich er im Mai
Er wurde stumpf und leer und trat den Fluglärmgegnern bei
Nun denn, was soll ich sagen, besser konnte es nicht gehn
Nur, irgendetwas fehlte mir, er wollt es nicht verstehn
Bis es dann rauskam, ‘s war sein Vorgesetzter, der mich da
Nächtens vor Bill’s Busentempel auf- und abgehn sah

Leute, wo bleibt
Dimitar, der Tunichtgut?
Schimpf im Maul und Schand im Blut
Läusebart und Hinkebein
Mutti, hol die Kinder rein

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4.
Dieter

Dieter

Dieter, lass die Schmuserei
Die fetten Jahre sind vorbei
Der Pott ist leer, der Lack ist ab
Trink dein Bier und halt die Klapp’

Wohin das führt, weißt du so gut wie ich
Zuerst gibt’s Lachs ans Bett und Meerrettich
Am nächsten Morgen sind die Töpfe leer
Gefüllt werden die nie mehr

Dieter, komm, so klappt das nie
Nimm die Hand von meinem Knie
Behalt dein Geld, steck ein den Charme
Halt ihn für die Nächste warm

Schau, die Brunette dort, ich seh’s ihr an
Glaubt bestimmt noch an den Weihnachtsmann
Beeil dich, Schatz, mach deine Trümpfe her
Bald glaubt die gar nichts mehr

Dieter, jetzt schau doch nicht so
Die Rechnung bitte
Nein, ich bezahle selbst
Wo hast du denn deine Hände schon wieder?
Jetzt lass das doch, bitte, Dieter
Dieter, bitte!

Ein weitrer Blick, ein weitrer süsser Schwur
‘ne weitre Runde Wyborova pur
Und ich frag nur noch, wohin gehen wir

Zu dir oder zu mir?

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5.
Lied vom süssen Leben

Lied vom süssen Leben

Einst wollt ich leben ohne Sorgen
Wollte Nächte ohne Morgen
Alle Tage Sonnenschein
Und Disneyland für mich allein

Heut bin ich froh, hab ich ‘ne kleine Bleibe
Mit Dusche und ‘ne Literflasche Wein
Und geht die gegen Mitternacht zur Neige
Schlaf ich vorm Sat1-Busenrätsel ein

Einst wollt ich Liebe ohne Kummer
Morgens Austern, abends Hummer
Wollt im Sommer schlittschuhlaufen
Und den Michael Ballack kaufen

Heut ist’s mir recht, darf ich morgens um sieben
Belegte Brote holen für Herrn Schmidt
Und ist mir vom Salär mal was geblieben
Mach ich schon mal beim Fussballtoto mit

Einst wollt ich höchste Höhn erklimmen
Über Land und Leut bestimmen
Bücher schreiben, Reden halten
Recht und Ordnung umgestalten
Lenken, planen, dirigieren
Sonderprägungsmünzen zieren
Und mit fünfundachtzig Jahren
Noch mit Jungfilmstars mich paaren

Und kommt heut so ‘ne fette alte Wanze
Und grinst mich an nach sieben Liter Bier
So greife ich gleich zu und geh aufs Ganze
So froh bin ich, will einer was von mir

Jetzt lös ich noch die Busenrätselfrage
Nehm einen Schluck und denke an Herrn Schmidt
Der lebt ja jetzt in Scheidung, vielleicht wage
Ich morgen beim Kaffee den ersten Schritt

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6.
Rosenlied

Rosenlied

Durch Wind und Blitz zieh ich seit sieben Stund
Mit meinen Rosen, drei Scheine der Bund
Vorher bei Lilo wär’s mir fast geglückt
Er hatte schon seine Börse gezückt
Doch dann geschah’s, seine Braut liess ihn stehn
Schon war’s um meine drei Scheine geschehn
Nun bleibt mir wieder, es tut mir auch leid
Eines nur übrig, Sie wissen Bescheid

Ich bin’s schon wieder, wer hätt’ es gedacht
Grossrat von Heesen
Wieder hab ich’s heut zu gar nichts gebracht
Grossrat von Heesen
Überall hiess es: Rosen? Heut nicht, danke nein
Doch bevor ich verzagte, da fiel es mir ein
Nun, Sie sind doch erst gestern so freundlich gewesen
Grossrat von Heesen

Ich klag’ ja nicht gern, doch Sie müssen verstehn
So kann das weiss Gott ja nicht weitergehn
Nacht für Nacht trotz ich der Kälte und schreite
Auf wunden Füssen von Pleite zu Pleite
Mein Mann fiel im Krieg, meine Mutter steht schon
Vor ihrer dritten Herzoperation
Und bring ich mal ein paar Groschen nach Haus
Nimmt schon im Hof der Vermieter mich aus

Also, wie viele, Herr, dürfen’s denn sein
Grossrat von Heesen?
Oder kaufen ‘s gleich alle zum Sonderpreis ein
Grossrat von Heesen?
So ‘n Kaliber wie Sie, so weltmännisch, so locker
Den werfen doch ‘n paar Scheine mehr nicht vom Hocker
Das zahlt der doch zehnfach allein hier am Tresen
Grossrat von Heesen

Jetzt aber Tempo und her mit dem Kies
Grossrat von Heesen
Wie seid Ihr alle doch kleinlich und mies
Grossrat von Heesen
Ich mach mich hier zum Affen vor versammelter Welt
Während Ihr müde grinsend Euch Cognac bestellt
Werd ich lästig, so kommt Eure Magd mit dem Besen
Grossrat von Heesen

Durch Wind und Blitz zieh’ ich seit sieben Stund’
Kaufen Sie, oder ich gehe zu Grund
Und brauchen Sie keine Rosen, so sollen
Sie sonst was kriegen, was immer Sie wollen
Bin ich nicht Ihr Typ, nun dann sei’n Sie so frei
Meine Tochter ist hübsch und wird sechzehn im Mai
Ich mach Ihnen auch ‘nen Beleg für die Spesen
Grossrat von Heesen

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rechnung_07.mp3
7.
Sehr geehrter Herr Patron

Sehr geehrter Herr Patron

Sehr geehrter Herr Patron
‘ne ganze Woche her ist’s schon
Seit ich verschwand ohne ein Wort
Und auch die Kasse, die war fort
Es war wie immer gegen zwei
Die Mittagessenszeit vorbei
Die Gäste strömten aus dem Saal
Mitsamt dem Küchenpersonal

So stand ich ganz alleine am Buffet und hatte Zeit
Mein Leben zu betrachten, kurz vor drei war ich bereit
Trat ruhig vor den Tresor, wählte die Kombination
Ich bin’s gewesen, ich geb es ja zu, Herr Patron
Ich bin’s gewesen, ich geb es ja zu, Herr Patron

So lief ich los, ‘s gab kein Zurück
Die Gass’ hinab über die Brück’
Am Bahnhofsplatz, da galt es schnell
Mich umzuziehen bei Chanel
Mit Nerzstola und Goldcollier
Nahm ich den Zug nach Saint Tropez
Bis Avignon blieb ich allein
Dann stieg so’n junger Bursche ein

Wir tranken Sekt und plauderten, er hatte Charme und Witz
Doch nach dem zweiten Glas schon sank ich matt in meinen Sitz
Und weckte mich der Schaffner vor der letzten Station
War er verschwunden mitsamt Ihrem Geld, Herr Patron
War er verschwunden mitsamt Ihrem Geld, Herr Patron

So stieg ich aus, die Taschen leer
Und heulte laut ins Mittelmeer
Doch ging der Mond auf über’m Strand
So wusst ich, was zu tun anstand
Von einem netten Nachtportier
Bekam ich für mein Goldcollier
‘nen Browning mit sechs Kugeln drin
Und ging damit zum Hafen hin

Auf einem Steg, da sass ein Paar, sie gab ihm einen Kuss
Ich wollt nur ihre Tasche, doch dann löste sich ein Schuss
Die Frau stürzte zu Boden, er schrie auf, ich lief davon
Mit leeren Händen und Raubmord am Hals, Herr Patron
Mit leeren Händen und Raubmord am Hals, Herr Patron

Und schreib ich diese Zeilen, so
Bin ich weit fort und sag nicht, wo
Nur dies: den Duft der weiten Welt
Hab ich mir anders vorgestellt
Statt Kreuzfahrt und Gala-Diner
Gibt’s Wundstarrkrampf und Heilsarmee
Schlaf ich nachts unter Brücken ein
Frag ich schon mal, muss das so sein?

Doch denk ich dann an Sie, mein Herr, so will’s mir nicht gelingen
Nur die allerkleinste Spur von Wehmut aufzubringen
Denn das schlimmste Elend und die tiefste Depression
Ja, sind mir tausend Mal lieber als Sie, Herr Patron
Ja, sind mir tausend Mal lieber als Sie, Herr Patron

 

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rechnung_08.mp3
8.
Ich war nie 'ne graue Maus

Ich war nie ‘ne graue Maus

Nein, ich will jetzt nicht nach Hause
Später vielleicht, irgendwann
Ist es auch Zeit, schau, die Sause
Fängt hier doch grade erst an
Für so’n paar lumpige Gläschen
Steh ich doch gar nicht erst auf
Und schämst du dich dann für dein Häschen
Heb’ ich die Tasse darauf

Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Doch das machte dir nichts aus
Machte dir nichts aus, machte dir nichts aus
Alles, was ich tat und war
Was ich tat und war, was ich tat und war
Das war einfach wunderbar,
Einfach wunderbar, das war einfach wunderbar
Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Und schmeisst du mich heute raus
Schmeisst du mich heute raus
Ja, schmeisst du mich heute raus
Dann schau: wär’ ich brav und bequem
Hätt’st du mich damals nicht gesehn
Sondern die Blonde vis-à-vis
Das vergiss nie!

Du hast ja recht, Schatz, ich falle
Allmählich unangenehm auf
Wanke und gröle und lalle
Kurz, ich bin richtig gut drauf
Und kommt mir so’n bibeltreuer
Spiesser und sagt, es sei Zeit
So fange ich richtig Feuer
Der Nächste bitte, bin bereit!

Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Doch das machte dir nichts aus
Machte dir nichts aus, machte dir nichts aus
Alles, was ich tat und war
Was ich tat und war, was ich tat und war
Das war einfach wunderbar,
Einfach wunderbar, das war einfach wunderbar
Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Und schmeisst du mich heute raus
Schmeisst du mich heute raus
Ja, schmeisst du mich heute raus
Dann schau: wär ich, wie ‘s sich gehört
Hätt’ ich dich damals nicht betört
Hätt’st nur gedacht: was will denn die?
Das vergiss nie!

Nimm deine Ehre und deine Moral
Mach dich vom Acker, ein für allemal
Die nette Kleine vom Postschalter zehn
Das wär’ die Richt’ge, doch die willst du nicht sehn

Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Doch das machte dir nichts aus
Machte dir nichts aus, machte dir nichts aus
Alles, was ich tat und war
Was ich tat und war, was ich tat und war
Das war einfach wunderbar,
Einfach wunderbar, das war einfach wunderbar
Ich war nie ‘ne graue Maus
Nie ‘ne graue Maus, nie ‘ne graue Maus
Und schmeisst du mich heute raus
Schmeisst du mich heute raus
Ja schmeisst du mich heute raus
Dann stehst du morgen wieder da
Denn ohne Trubel und Trara
Kann einer leben – aber wie?
Das vergiss nie!
 

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rechnung_09.mp3
9.
Einer geht noch rein

Einer geht noch rein

Was warst du dereinst doch munter
Der wildeste Kerl im Revier
Lagst du ‘gen morgen mal unter
Dem Tisch, ging es erst los bei dir
Heut sagst du schon nach dem zweiten
Glas, danke, mir reicht’s für heut
Es seien halt andere Zeiten
Lebt wohl, hat mich gefreut

Einer, einer geht noch rein
Wer wird denn da so vernünftig sein?
Ein kurzer Schnaps, ein kleines Bier
Sei doch nicht störrisch und tu es wie wir
Die Welt dreht sich weiter, es ist wie es ist
Glaub nur nicht, dass du was Besseres bist
Drum, Harry, schenk uns schnell was ein
Einer, der geht doch noch rein

Es bahnte sich an, vor ‘n paar Wochen
Zahltest du schon gegen zehn
Sagtest, du hättest versprochen
Mal pünktlich arbeiten zu gehn
Fortan war’n wir für dich alle
Versager, nichts war dir mehr recht
Der Bierbauch, der Qualm, das Gelalle
Das alles war urplötzlich schlecht

Einer, einer geht noch rein
Wer wird denn da so vernünftig sein?
Ein kurzer Schnaps, ein kleines Bier
Sei doch nicht störrisch und tu es wie wir
Die Welt dreht sich weiter, es ist wie es ist
Glaub nur nicht, dass du was Besseres bist
Drum, Harry, schenk uns schnell was ein
Einer, der geht doch noch rein

Nun geh schon, leb dein neues Leben
Mit Mühen und Zwängen und Pflicht
Nur wissen die alle, wer eben
Zu ihnen gehört und wer nicht
Und heisst’s ‘nes Morgens dann: “Schätzchen
Verzeih, doch du bist nicht wie wir“
Dann trinkt hier auf deinem Plätzchen
Längst schon ein andrer sein Bier

Harry, der Herr hier möchte noch was trinken!
Weisst du noch, wie Kurti seinen Bloody Mary hinter ‘n Tresen warf?
Der kommt auch nicht mehr. Hat jetzt ‘ne Frau
Nimmt Abendkurse. Wer weiss, wie lange das gut geht?

Die Welt dreht sich weiter, es ist wie es ist
Glaub nur nicht, dass du was Besseres bist
Drum, Harry, schenk uns schnell was ein

Einer, der geht doch noch rein

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rechnung_10.mp3
10.
Das Ende ist nah

Das Ende ist nah

Lass alles stehen, das Ende ist nah
Wende dich kurz ab, und schon steht es da
Grinst und fragt: “Mädchen, wie wär ‘s mit uns zwei?
Nur diese Nacht, dann ist alles vorbei“
Her mit den Gläsern, und rein mit dem Sekt
Pfeif auf den Anstand, leg ab den Respekt
Dein bisschen Tugend, das setz vor die Tür
Morgen beschuldigt dich keiner dafür

Ja, das Ende ist nah, das Ende ist nah, das Ende ist nah, so nah
Schau, schon steht es da, ja, schon steht es da, ja, schon steht es da

Fluche und tobe, und mach dich verhasst
Wer deinen Weg kreuzt, kriegt eine verpasst
Die Welt ist verdorben, die Menschen sind schlecht
Gehn wir vor’n Hund, so geschieht’s uns ganz recht
Her mit den Gläsern, und rein mit dem Rum
Noch eine Flasche, und du kippst tot um
Verkauf deine Tochter, erschiess deinen Mann
Morgen erinnert sich keiner daran

Ja, das Ende ist nah, das Ende ist nah, das Ende ist nah, so nah
Schau, schon steht es da, ja, schon steht es da, ja, schon steht es da

Am nächsten Morgen erwachst du verstört
In einer Wanne, die dir nicht gehört
Haare und Zähne in Scherben und Kot
Du denkst, oh Herr, warum bin ich nicht tot?
Mädchen, ach Mädchen, was ist bloss geschehn?
Selbst deine Mutter will dich nie mehr sehn
Pack deine Sachen, verschwinde von hier
Landaus, landein fahnden sie schon nach dir

Ja, das Ende ist nah, das Ende ist nah, das Ende ist nah, so nah
Schau, schon steht es da, ja, schon steht es da, ja, schon steht es da

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11.
Keiner liebt dich wie Mami

Keiner liebt dich wie Mami

So, jetzt ist Schluss mit Nein und Nicht und Nie
Läuft im Fernseher auch Teletubbie
Da hilft kein Och und Oh, kein Ach Oweh
Und’s gibt auch keine Kindermilchschnitte
Erst wird gewickelt unter Mordsgeschrei
Dann gibt es Vollkorn-Rüben-Fenchelbrei
Und spuckst und schlägst du um dich in Notwehr
Dann geht es ab ins Bett ohne Dessert
Macht das auch alles keinen Sinn für dich
Glaubst du, ich sei gemein, ja, unmenschlich
So gibt’s doch eins, Kind, daran zweifle nie:
Keiner liebt dich wie Mami

In ein paar Jahr’n kommst du weit nach zehn Uhr
Nach Haus, bepinselt wie ‘ne Hafenhur
Du stammelst was von Kims Halloweenfest
Das bringt dir vierzehn Tage Hausarrest
Überhaupt, diese Kim ist mir ein Graus
Ist keine zwölf und sieht wie zwanzig aus
Warum triffst du dich nicht mal mit Chantal
Die ist so freundlich und spielt Volleyball
Und liegst du weinend wach die ganze Nacht
Fragst: “warum hast du mich zur Welt gebracht?“
So denk dir zwischen Zorn und Agonie:
Keiner liebt dich wie Mami

Die Jahre ziehn ins Land, und irgendwann
Stehen bei dir die ersten Burschen an
Mit schiefem Grinsen, frisch geölten Haar’n
Woll’n sie mit Mopeds dich zur Disco fahr’n
Hör zu, mein Schatz, das ist der alte Trick
Schau ich sie an, senkt sich ertappt ihr Blick
Zwei Stunden später, das kenn ich zu gut
liegt ihr im Bett und wisst nicht, was ihr tut
Doch keine Angst, mein Kind, ich bin ja da
Diese Gesellen komm’n dir nicht zu nah
Ich zwing’ sie alle nochmals in die Knie
Keiner liebt dich wie Mami

Ja, irgendwann bin ich ‘ne alte Frau
Ein Häufchen müden Fleisches, welk und grau
So ab und an, wird dir die Zeit nicht knapp
Kommst du vorbei und löst den Pfleger ab
Erst wird gewickelt unter Mordsgeschrei
Dann gibt es Vollkorn-Rüben-Fenchelbrei
Und spuck und schlag ich um mich in Notwehr
So geht es ab ins Bett ohne Dessert
Und lieg ich weinend wach die ganze Nacht
Frag: “warum hab ich dich zur Welt gebracht?“
So macht mich doch die eine Einsicht froh:

Mein Kind liebt mich ebenso
 

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12.
Onkel Horsts Testament
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13.
Ich bin alleine

Ich bin alleine

Wie lange sitzt du schon in dieser Bar
Drei Plätze neben mir
Mal bist du fröhlich, mal sonderbar
Still, sagst nur: “noch ‘n Bier“
Mal redest Du mit Thomas und Heiner
Von der Vergangenheit
Du spieltest rechtsaussen und warst mit einer
Polnischen Seiltänzerin verlobt, kurze Zeit

Ich bin alleine, du bist alleine
Woll’n wir zusammen gehn?
Wenn ich dir auch nicht ideal scheine
Wir werd’n uns schon verstehn
Lass die Gedanken
Du wirst’s mir danken
Wenn hier mal Sense ist
Und du danach beim Nachhausewanken
Nicht mehr alleine bist

Einmal hast du mit mir diskutiert
Über den Schnapspreissturz
Dann hast du mir ‘nen Gin offeriert
Und mir zugezwinkert, ganz kurz
Mal hörte ich dich mit einer reden
‘s schien mir, ihr kanntet euch schon
Die hat jetzt ‘nen guten Mann, der geht jeden
Sonntag zum Spiel mit dem Sohn

Ich bin alleine, du bist alleine
Woll’n wir zusammen gehn?
Wenn ich dir auch nicht ideal scheine
Wir werd’n uns schon verstehn
Lass die Gedanken
Du wirst’s mir danken
Wenn hier mal Sense ist
Und du danach beim Nachhausewanken

Nicht mehr alleine bist

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rechnung_14.mp3
14.
Die Rechnung bitte

Unsere Sängerin und Lieddichterin Musu Meyer hat den Albumtitel auch schon als Fluch bezeichnet: immerhin landete sie während der Entstehung dieses Werkes zweimal mit schwerer Lungenentzündung im Spital. Sie liess sich dadurch nicht von ihrem Vorhaben abbringen: das neueste SEIN-Elaborat heisst nach wie vor „Die Rechnung bitte!“

Die besten Alben fast jeder Band sind das erste (meist sehr authentisch & ungehobelt, aber mit Charme) und das vierte (beinhaltet meist in klarer Form, was uns eine Band denn tatsächlich zu sagen hat...). Diese Behauptung lässt sich an den meisten Plattensammlungen problemlos nachprüfen.

Nun ist es auch bei SEIN soweit: Die vierten CD ist getauft. Diese ist natürlich die beste, die wir jemals hingekriegt haben - zumindest die erste, von der wir denken, sie sei uns wirklich nach Wunsch gelungen.

Diese komfortable Einschätzung beruht nicht zuletzt auf der wunderbaren Zusammenarbeit mit David Langhard (aka: Admiral James T.), der unser Vorhaben, die beste SEIN-CD aller Zeiten einzuspielen mit viel Sachverstand, Einfühlungsvermögen und technischem Geschick äusserst formidabel unterstützt hat. Er ist gerade unser Held, die indiskutable Nummer eins.