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Schluckstadt E.P.

Schluckstadt E.P.

Auskoppelung der "Misanthropolis" mit vier Bonus-Tracks der lärmigeren Sorte. Mehrheitlich Material aus den Anfangsjahren. Kein Live-Material, sondern bisher unveröffentlichte Studio-Aufnahmen.
Leider ohne Textbeilage und im klassischen Xerox-Karton-Design. Nur noch wenige Kopien vorhanden.

Erscheinungsdatum
: 09.09.1999
Audio file
schluckstadt_01.mp3
1.
Schluckstadt

In Schluckstadt
In Schluckstadt
findet die Revolution statt
In Schluckstadt
Dort wo das Schlucken Tradition hat
In Schluckstadt

Trug einer wortlos die Qual
Verkam,
Und sah's wer, so wars dem egal
ja, Gram
Und Wehmut, so heisst die Moral
Macht lahm
Und Hoffnung uns wieder vital

In Schluckstadt
Ging einer mundtot zu Grund
Versank
Und sah's wer, so hielt der den Mund
Nur Dank
Der Lüge, die, sagt der Befund
Macht krank
Und Wahrheit uns wieder gesund

In Schluckstadt
Kroch einer leer und entweiht
Kam um
Und sah's wer, wars lang dem wie breit
Sei's drum!
Denn Stillstand, so lehrt uns die Zeit
Macht dumm
Und Aufbruch uns wieder gescheit

 

 

 

 

 

 

 


In Schluckstadt
In Schluckstadt
Haben sie Zwang und Repression satt
In Schluckstadt
Dort, wo das Unrecht seinen Thron hat
In Schluckstadt
Findet die Revolutioooon statt.

Audio file
schluckstadt_02.mp3
2.
Das Es

Ihr habt Einladungen verschickt.

Nicht alle haben eine bekommen.

Keine bekommen hat:
Das dümmlich unzugängliche
Wirre
Das einfältige
Apathisch eigensinnige
Schielende
Schielende
Schielende
Das gurrende
Das speichelnde
Das zittrig aufbrausende
Das Es

Hat
Das warzig zerfressene
Pilzige
Das spastische
Hölzern ungelenke
Hinkende
Hinkende
Hinkende
Das starre
Das taubhäutige
Das faulig siechende
Das Es

Hat
Das elend nutzlose
Unpraktische
Das undekorative
Leider gänzlich untalentierte
Entbehrende
Entbehrende
Entbehrende
Das hilflose
Das unselbständige
Das im Grunde nur zur Last fallende
Das Ding
Das Neutrum
Das Es

In eurem Sinn.

Audio file
schluckstadt_03.mp3
3.
Vom Mordsmuloch und dem grossen Hunger

Der Mordsmuloch
Da sitzt er auf dem Dache, äugt darnieder
Hunger, Fasten, Darberei, das Zeug ist ihm zuwider
Unten Menschen, allerlei, vegnügte wie verstimmte
Nur, den Mordsmuloch zu nähren, da braucht es ganz bestimmte:

Dort, ein Herr
Vermögend, prächtig
Fett, von Grund auf niederträchtig
Aufgedunsener Visage
Sass er in der Chefetage
Ahnt ihr wie im ward?
Da ein zweiter
Drauf versessen
Andern alles wegzufressen
Keule, Axt und Vorschlaghammer
Dienten seiner Vorratskammer
Ward er alt und starb?
Hier, ein weitrer
Konnt sich zeigen
Alles nannte der sein eigen
Klopfte scheu die Knechtschaft an
So öffnete der Dobermann
Wer's ihm wohl verdarb?
Was ist all den Leuten widerfahren?
Sind verschollen, heisst's seit Jahren
Alles rätselt: Terroristen?
Mafia, gar Antichristen?

Hier der nächste
Schick, das Hemd
Auch Werktags rein, dem Geck blieb fremd
Was Mangel heisst, Verzicht, Entbehren
Feste gabs nur ihm zu Ehren
Wer ihm das entnahm?
Da, ein andrer
Kerngesund
Der schlug so manchen Schädel wund
Wohlversorgt mit Kraft und Masse
Hielt er's mit der Herrenrasse
Dass der nicht entkam
Dort, noch einer
Wirkte heimlich
Forsche Fragen war'n ihm peinlich
Hiess es Krieg im Nachbarland
So blähte sich sein Kontostand
Ihr ahnt, wie weit der kam
Alle, alle mussten sie verschwinden
Spurlos, nirgens aufzufinden
Wie's geschah? Wer könnt es sagen
Sucht mal in den Kläranlagen

Der Mordsmuloch
Da sitzt er noch, verdaut die ganze Bande
Ahnt, noch mancher fette Bissen wartet hierzulande
Hysterie in Kaderkreisen - täglich wird vermisst
Passt schön auf, und seid diskret! Der Kerl ist Kommunist!
 

Audio file
schluckstadt_04.mp3
4.
Die Stellung des Misanthropen im Spätkapitalismus

Der Herr bei dem ich angestellt
Der hat 'ne grosse Hand
Des Morgens komm ich ihr grad recht
Sie nimmt und quetscht mich mundgerecht
Kein Aber und kein Wenn - denn:

Der Herr bei dem ich angestellt
Der hat ein grosses Maul
Das weitet sich und saugt mich ein
Und lutscht mich aus und kaut mich klein
Kein Aber und kein Wenn - denn:

Der Herr bei dem ich angestellt
Der hat 'nen grossen Bauch
Von Milz beäugt, von Darm begafft
So treibe ich im Magensaft
Kein Aber und kein Wenn - denn:

Der Herr bei dem ich angestellt
Der hat 'nen grossen Arsch
Zerkaut, verdaut und eingedickt
So land ich dort wo sich's halt schickt
Kein Aber und kein Wenn - denn:

Der Herr bei dem ich angestellt
Der hat 'ne grosse Hand.

Audio file
schluckstadt_05.mp3
5.
Der Körper

Leblos, einsam, sandbedeckt
Liegt er am Strande unentdeckt
Von Seinesgleichen, denn auch er
Gehörte einst zum Menschenheer

Auf freier Wildbahn ging er hin
Ganz ohne Zweck und frei von Sinn
Und wusste nicht und ahnte kaum
Was da wer in Zeit und Raum
Sonst so tun könnt als mal schnell
Affentanz und Hundsgebell

Warze im Furunkelreich
Das frass sich vor amöbengleich
Wo er als Hals den Rumpf ersetzte
Frass und schiss und weiterhetzte
Wo er schon zu Brei geschlagen
Stolz genug noch war zu sagen
Dummheit, Schwachsinn, Frühdemenz
Das ihr Leut ist Existenz!

Doch nach tausend Monden, tausend Sonnen
Das Meer ihn hat zu sich genommen
Löschte aus sein nichtig Leben
Liess von Algen ihn bekleben
Liess ihn in die Tiefe gleiten
Um ihn dann an Land zu leiten
Wo er liegt nun unentdeckt
Leblos, einsam, sandbedeckt