Komm Bruno, lass uns tanzen
Ganz in der Tradition der letzten Jahre: Schanklieder, Chansons. «Posse aus der Gosse» eben, neuerdings auch als Vaudeville bezeichnet. Bei den Aufnahmen wurde gezielt auf altes Equipment zurückgegriffen, um eine staubige wennnichtgar modrige Stimmung zu sugerieren. Komm Bruno, lass uns tanzen...
Wenn die grosse Sause einmal aus ist
Und dir draussen kalt der Morgen graut
Wenn’s kein Platz mehr gibt, wo du zuhaus bist
Und nur noch der Henker nach dir schaut
Wechselt deine Braut die Strassenseite
Sieht sie fern am Horizont dich gehn
Bist du nur noch Aussatz, nackt und pleite
Dann, mein Schatz, wirst du mich wiedersehn
Heisst es an den einschlägigen Tresen
Feurig bei ‘ner siebten Runde Sprit
Du seist nie was anderes gewesen
Als ein kleiner, mieser Parasit
Lassen deine grossen, feuchten Blicke
Kein Vorzimmerding mehr mit dir gehn
Hat die Welt nun deine Faxen dicke
Dann, mein Schatz, wirst du mich wiedersehn
Willst du dir noch einen Drink bestellen
Vor dem allerletzten grossen Schritt
Hörst du in der Tür den Wirt schon bellen:
„Junge, für dich gibt’s hier kein Kredit.“
Liegst du hinterm Bahnhof unter Hecken
Und kein Gott erhört dein bittres Flehn
Lassen sie dich wie ein Tier verrecken
Dann, mein Schatz, wirst du mich wiedersehn
Schon auf Kindesbeinen hiess es: „Mädel,
Du sollst nicht lügen, sonst endest du schlimm.“
Ich nickte stumm, doch tief in meinem Schädel
Hatt’ ich ‘was ganz anderes im Sinn
Denn lag wer gefesselt auf Geleisen
Der seine letzten Augenblicke zählt
So hat der auf Rat der alten Weisen
Leichtfertig die Wahrheit erzählt
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
Was soll einer treu sein
In ‘ner Welt, in der nichts hält
Keiner sagt ihm dankeschön
Und keiner gibt ihm Geld
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
Einen kannte ich, dem sollt’ ich treu sein
Heute, morgen und für alle Zeit
Auch sollt’ meine Liebe stets wie neu sein
Da sagte ich, mein Schatz, das geht zu weit
Sollten nur die andern sich erfrechen
Das zu tun, was so ein Mensch tun muss?
Tät’ ich selber keine Herzen brechen
Bricht doch nur mein eigenes zum Schluss
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
Was soll einer treu sein
In ‘ner Welt, in der nichts hält
Keiner sagt ihm dankeschön
Und keiner gibt ihm Geld
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
All’ die Kranken mit ihren Gebrechen
Mit Alten und mit Schwangern im Verein
Versuchen sie, die Schuld uns zuzusprechen
Für ihr kleines lausiges Dasein
Die Taubstummen mit ihrer miesen Nummer
Belagern einen gar im Tanzlokal
Grad als hätt’ ich keinen eignen Kummer
Und wem, bitte, ist der nicht egal?
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
Was soll einer treu sein
In ‘ner Welt, in der nichts hält
Keiner sagt ihm dankeschön
Und keiner gibt ihm Geld
Ja, was soll einer lieb sein
In ‘ner bösen, bösen Welt
Was sitz ich am Küchentisch, schau auf die Uhr
Was giess ich die Blumen, was räum ich den Flur
Was les ich die Zeitung, was kämm ich mein Haar,
was esse ich Festtagskonfekt vom Vorjahr
Was löse ich drei Kreuzworträtsel und schau
Vfl Wolfsburg ‘gen Wisla Krakau
Was atme ich ein und was atme ich aus
Geht doch Klaus heut mit ‘ner andern aus
Was lass ich ein Bad ein, was fütt’r ich den Hund
Was zupf ich die Brauen, was spül ich den Mund
Was steig ich die Treppe hinunter und sag
Freundlich der Hausmeisterin guten Tag
Was geh ich zu Bruno, er lächelt mir zu
Was bestell ich ein Glas und ‘nen Kurzen dazu
Was bestell ich ein weitres und trinke es aus
Geht doch Klaus heut mit ‘ner andern aus
Was trink ich ein nächstes und kann kaum noch
Was wältz ich mich in tausend fi nstern Ideen
Was nick ich ‘nem Kerl zu von mieser Gestalt
Verroht und verkommen und auch viel zu alt
Was leer’ ich mit ihm eine Flasche, derweil
Er mir ans Kinn fasst und ans Hinterteil
Was wanke ich schliesslich alleine nach Haus
Geht doch Klaus heut mit ‘ner andern aus
Was steh ich am Fluss, starr ins Wasser hinab
Was frag ich, was noch zu verlieren ich hab
Was heul ich mein trunkenes Elend hinaus
Was schimpf ich auf Gott und die Welt und auf Klaus
Was lieb ich nicht Barnie, nicht Bert oder Bill
Die treu sind und artig und tun, was ich will
Was such ich von allen den schlimmsten mir aus
Geht doch Klaus heut mit ‘ner andern aus
Was sitz ich am Küchentisch, schau auf die Uhr
Was fi nde ich an diesem Taugenichts nur
Was will ich mit einem, der faul ist und trinkt
Schulden hat, Läuse und abartig stinkt
Was kann der mir geben, was bleibt mir zum Schluss
Schmutzige Socken und eins auf die Nuss
Ja, was es auch ist, ohne ist’s mit mir aus
Geht doch Klaus heut mit ‘ner andern aus
Endlich bist du mal zuhause bei mir
Und willst schon wieder geh’n, bleib doch ein bisschen hier
Armin. Weshalb denn so förmlich, zieh aus deine Schuh
Neben mir auf der Couch entspannst du dich im Nu
Armin. Wir trinken ein Glas, reden, schauen uns an
Ich trag das Negligé mit den Spitzen daran
Nach zwei, drei heissen Küssen, wirst du nicht mehr wissen
Dass zuhaus in Waldegg Frau und Kind dich vermissen
Armin
Armin, bleib hier, lass mich jetzt nicht allein
So schön wie heut wird es niemals mehr sein
Geh nicht ans Telefon, schau nicht auf die Uhr
Heut gibt es dich und mich nur
Du zögerst und zierst dich und weisst nicht so recht
Ob ich gut bin für dich oder vielleicht auch schlecht
Armin. Mein verwegener Charme, mein tollkühnes Betragen
Das hat schon so machen in die Flucht geschlagen
Armin. Im Bahnhofs-Buffet sucht schon bald jeder Zweite
Kaum komm ich zur Tür rein, laut schreiend das Weite
Aber du kennst mich besser, und tief in dir drin
Weisst du ganz genau, dass ich die Richtige bin
Armin
Armin, bleib hier, lass mich jetzt nicht allein
So schön wie heut wird es niemals mehr sein
Geh nicht ans Telefon, schau nicht auf die Uhr
Heut gibt es dich und mich nur
Armin, du bist ja ganz verspannt.
Weisst du was?
Ich nehme jetzt dein Telefon und lege es hier
in die Kommode.
Keiner soll uns jetzt stören, nicht wahr?
Siehst du, ist doch gleich viel schöner so.
Noch ein Schluck Wein, mein Schatz?
Ein Keks vielleicht?
Jetzt hab dich nicht so, gleich ist Schluss mit Geduld
Wenn hier gleich was passiert, bist du selbst daran schuld
Armin. Gibst du dich nicht freiwillig her, na, dann hole
Ich mir, was mir zusteht mit meiner Pistole
Armin. So sei doch vernünftig und hör auf zu schreien
Kein Mensch kann dich hören, keiner wird dich befreien
Und bist du nicht artig, so stopf ich dich aus
Und setz dich in die Kammer, zu Bruno und Klaus
Armin
Armin, bleib hier, lass mich jetzt nicht allein
So schön wie heut wird es niemals mehr sein
Geh nicht ans Telefon, schau nicht auf die Uhr
Heut gibt es dich und mich nur
Jetzt sitzen wir zwei Stunden schon
in Lilo’s Kaffee-Bar
Du schwärmst von Kiezer Après-Ski,
von Nachtclubs in Dakar
Was in Madrid der Brandy kostet
und dass auf Cap Verde
Die Kellnerinnen fl inker sind als sonstwo auf der Erde
Du spielst mit deinem Feuerzeug,
Kunsthandwerk aus den Anden
Es hat dreihundert Dollar Wert,
du hast’s für zehn erstanden
Dein Hemd ist massgefertigt, beste Seide die Krawatte
Dazu trägst du ‘nen Hut wie Al Capone einen hatte
Du lehnst dich weltmännisch zurück,
dein Blick schweift in die Ferne
Erläuterst mir die ganze Welt,
samt Sonne, Mond und Sterne
Zwei weitere Stunden sitz ich still,
dann platzt mir die Pastete
Denn, Helmut, wo ist meine Knete?
Erst wirst du rot, dann leichenblass,
dann fängst du an zu schwitzen
Gewinnst ein wenig Zeit
mit ein paar alten Schwulenwitzen
Du steckst dir noch ‘ne Krumme an,
lässt dir ‘ne Runde bringen
Versuchst dich zu entspannen,
doch es will dir nicht gelingen
So’n Schweinehund aus Odessa,
der hat dich mies betrogen
Nun sitzt du da, auf zwanzig Tonnen alter Hasenrogen
Soweit, so gut, doch du verzeihst,
wenn ich mich wiederhole
Denn, Helmut, wo ist meine Kohle?
Nun sitzen wir fünf Stunden hier,
die Stimmung ist im Keller
Ich hab es ja geahnt, du Lump hast keinen roten Heller
Kein Mensch hilft dir da raus,
dein eigner Bruder lässt dich hängen
Und dann die ganzen Gläubiger,
die dich selbst nachts bedrängen
Ich schau dich kalt und strafend an,
du bettelst um Erbarmen
Sekunden später liegst du tränenreich in meinen Armen
Ich hätt’ da noch so’n Sparbuch,
um fürs Alter vorzusorgen
Ja, davon könnt ich dir was borgen
Warum gehst du nicht nach Hause, Marlene
S’gibt nichts mehr zu hören und nichts mehr zu sehn
Nimm den Hut und das Zigarettenetui
Ab durch die Mitte, los, jetzt oder nie
Bleibt auch sonst alles da,
tanzt und lässt’s sich gut gehn
Reicht der Sekt auch noch aus
für drei Dutzend Armeen
Und das Feuerwerk ist in ‘ner Stunde erst dran
Für dich ist es vorbei
Für dich ist es vorbei
Für dich ist es vorbei, fängt’s für andre erst an
Warum gehst du nicht nach Hause, Marlene
Du bist überfällig, ‘s ist deutlich zu sehn
Trink dein Glas nicht aus, geh leise zur Tür
Komm, alle Welt ist dir dankbar dafür
Seit zwei Stunden schon ist der Platz neben dir leer
Wer einmal drauf gesessen, der tut’s nimmer mehr
Eher setzte sich so was mal zu Beatrice
Obschon die doch ‘ne Meise hat
Die doch ‘ne Meise hat
Die doch ‘ne Meise hat
Und Zahnfäulnis
Jetzt reiss dich doch mal zusammen, Marlene
Gleich ist es zwölf
Und du hast dir soeben das Glas auffüllen lassen
Dass die dir überhaupt noch was geben
Nun denn, das wär’s wohl gewesen
Alles starrt auf die Uhr,
drei, zwei, eins und dann knallt’s
Von Kingshasa bis Hammerfest trötet’s und schallt’s
Was sich gestern noch fern, vor Sekunden fremd war
Liegt sich froh in den Armen, Prosit Neues Jahr
Du sitzt einsam am Rand,
schaust dich um und trinkst aus
Und nimmst aus deiner Tasche die Knarre heraus
Schiesst auf alles und jeden, erst dann wird dir klar
Du vergasst sie zu laden
Vergasst sie zu laden
Vergasst sie zu laden wie schon im Vorjahr
Die Nacht ist um, die Kerzen sind aus
Und wer etwas auf sich hält
Der ging bereits vor Stunden nach Haus
Und pfeift auf den Rest der Welt
Die Fotografi en vergang’nen Traras
Das Fenster zur dämmernden Gasse
Die Rosen von gestern, der Ascher, das Glas
Wie ich den Krempel hasse
Rita, mein Schatz, ‘nen letzten Schluck Wein
Es kommt bestimmt nicht schlimmer
Und glaub ich schon, ich wäre allein
Steht an der Säule wie immer
Ferdinand, Ferdinand
Die Welt ist verdorben, die Menschen sind schlecht
Gehn wir zu Grund, so geschieht’s uns ganz recht
Lass die Gefühle und komm zu mir her
So was wie heut gibt’s doch morgen nicht mehr
Kein Schmok und kein Tand und was da noch blieb
Von Würde ins Klo gegossen
Hätte ich mich nur’n klein wenig lieb
Ich hätte mich längst erschossen
Ferdinand, komm, was immer da war
Vergiss, was du einst erlitten
Ich verzeih dir dein schütteres Haar
Und du meine welken Titten
Ferdinand, Ferdinand
Die Welt ist verdorben, die Menschen sind schlecht
Gehn wir vor’n Hund, so geschieht’s uns ganz recht
Lass die Gefühle und komm zu mir her
So was wie heut gibt’s doch morgen nicht mehr
Ja, du hast alle Weiber verdammt
Und ich werd nie Kinder kriegen
Holen sie dich ‘nes Morgens vom Amt
Bleib ich besoffen liegen
Und gibt es keinen Kuss in Paris
Und keine Hochzeitsgeschenke
So fi nden wir unser Paradies
In der nächstbesten Tränke
Rita, mein Schatz, ‘nen letzten Schluck Wein
Lass uns, was uns geblieben
Noch so ein Glas und wir werd’n uns ein
Ganz kleines bisschen lieben
Ferdinand
Das Glück das ist ein mieser, kleiner Schuft
Das dämmert Tag und Nacht in seiner Gruft
Und hat es grade mal nichts bessres vor
Kriecht es in unsre triste Welt empor
Die Leute von Bad Tölz bis Timbuktu
Stehn frisch gekämmt am Weg und winken ihm zu
Und traut sich einer hin und spricht es an
Geht es bestimmt zum Trottel nebenan
Liese, sei ruhig und trink deinen Dôle
So war es immer und so bleibt es wohl
Die Welt ist ein Schlachthof, wir alle stehn an
Wer unglücklich ist, stört sich gar nicht daran
Einmal, es muss schon tausend Jahr her sein
Schlich es sich nächtens heimlich bei mir ein
Es war so elegant mit Hut und Stock
Ich war zerzaust und trug den Monoblock
Zwischen Strumpfhosen, Staub und Altpapier
Sassen wir stumm bei Wurst und Dosenbier
Zum Schluss, ich konnt’ es nicht verhindern, nein
Schlief es vorm Dauerwerbefernsehn ein
Liese, sei ruhig und trink deinen Dôle
So war es immer und so bleibt es wohl
Die Welt ist ein Schlachthof, wir alle stehn an
Wer unglücklich ist, stört sich gar nicht daran
Alle Welt hechelt nach dem grossen Coup
Der letzte Stümper denkt, der steh’ ihm zu
Sehn wir uns wieder, hält der längst sich an
Die dünnen Freuden, die er kriegen kann
Ein Schnaps aufs Haus, ‘ne kleine Liebelei
Im Kaufhaus Unterhemden, drei für zwei
Und fragt ihn einer freundlich, wie’s ihm geht
Weiss er schon nicht mehr, wo der Kopf ihm steht
Liese, sei ruhig und trink deinen Dôle
So war es immer und so bleibt es wohl
Die Welt ist ein Schlachthof, wir alle stehn an
Wer unglücklich ist, stört sich gar nicht daran
Das Leben, so heisst es, sei ‘ne tolle Sache
Was Grosses, was Spannendes, dass ich nicht lache
Was hab ich denn nicht alles schon angefangen
Nur um an so ein bisschen Spass zu gelangen
Als junges Ding schon, hab ich’s übel getrieben
War verlobt in Kalkutta, in Kapstadt geschieden
Ich ging über Scherben, jonglierte Granaten
Und tanzte vor hundert besoffnen Soldaten
Bruno, füll mir noch mal das Glas
Bitte, so macht das keinen Spass
Tu was, bring mir Musik und Tanz
Bruno, ich verblüh’ hier noch ganz
Bruno, gib mir noch etwas Wein
Bitte, ich schlaf hier sonst gleich ein
Sag was, gib mir ein bisschen Sinn
Weil ich so schrecklich langweilig bin
Ich zieh nackt durch Texas, schlaf mit ‘ner Tarantel
Ich geh zum Tierschützerkongress im Nerzmantel
Verspiel meine Tochter, verführ meinen Bruder
Bin Krishna und Gaisha und Boxenstopluder
Ich fahre im Suff hundert Sachen zu schnell
Von Palermo nach Rostock ins Stundenhotel
Ich ess Kugelfi sch, Affenhirn, lebend’ge Maden
Wurd’ dreimal erschossen und viermal begraben
Bruno, bring mir noch etwas Wein
Bitte, ich schlaf hier sonst gleich ein
Sag was, gib mir ein bisschen Sinn
Weil ich so schrecklich langweilig bin
Ich kenn jedes Laster und kenn alle Lügen
Kenn jede Intrige von Lima bis Rügen
Ich kenn jede Frechheit und kenn alle Zoten
Ich kenn alles, was uns der Herrgott verboten
Ich hab es versucht, mir soll ja keiner kommen
Und sagen, ich hätte ja nichts unternommen
Ich könnt’ mich erhängen, doch gibt’s kein Gewähr
Dass das Totsein nicht ebenso langweilig wär
Bruno, mir ist langweilig
Ist ja mal wieder gar nichts los hier
Wo sind denn all die Leute?
Komm Bruno, lass uns tanzen
Ach, das macht auch keinen Spass
Bei der Musik
Hast du nicht etwas Flotteres?
Was Andalusisches vielleicht, oder aus Afrika?
Bruno, bring mir noch etwas Wein
Bitte, ich schlaf hier sonst gleich ein
Sag was, gib mir ein bisschen Sinn
Weil ich so schrecklich langweilig bin
Du darfst alt und bucklig werden
Voller Falten und Beschwerden
Darfst an Stöcken gehn und Krücken
Zahnlos sein unter Perücken
Stirb nur, stirb nur
Ja stirb nur ja nicht vor mir
Du darfst riechen, du darfst schwitzen
Im Unterhemd vorm Fernseher sitzen
Schäkern mit den Spitexgören
Simon and Garfunkel hören
Stirb nur, stirb nur
Ja stirb nur ja nicht vor mir
Du darfst spät nachts sturzbetrunken
Heimkehrn aus Quartierspelunken
Grölen, fluchen, Leute wecken
Uriniern in Nachbars Hecken
Kinder treten, Hunde schlagen
Kleinkunstplakateure jagen
Randaliern beim Rentnerjassen
Bis dich schliesslich alle hassen
Stirb nur, stirb nur
Ja stirb nur ja nicht vor mir
Was ist auf einmal los mit dir
Was brüllst du rum wie’n tolles Tier
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
So’n wildes Tun voll Grimm und Gier
Das weist du sonst weit fort von dir
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
Die letzte Runde ist vorbei, die Jukebox abgestellt
Die letzten Gäste trinken aus, die Wirtin zählt ihr Geld
Der Barmann spült das letzte Glas,
sagt laut auf Wiedersehn
Nur du sitzt stur auf deinem Platz,
denkst gar nicht dran zu gehn
Sonst bist du sanft, ein Kavalier
Hilfst ältren Damen zum Barbier
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
Sonst ist dir Anstand eine Zier
Nun tust du plötzlich alles für
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
Zuerst machst du auf armes Schwein,
allein, ohne Zuhaus
Und bleibt der Barmann unbeirrt,
brichst du in Tränen aus
Hilft das dir nichts, so wirst du grob
und drohst mit schlimmen Dingen
Bis stramme Herrn in Uniform
dich dann nach Hause bringen
Du bist ein Herr auf dem Papier
Doch hier wirst du zum wilden Stier
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
Du stampfst und schreist: „jetzt feiern wir!
Sonst knallt’s, ihr Hurensöhne, ihr!“
Ein letztes Bier
Ein letztes Bier
Warum ist es anders heut
Hier in Brunos Bar
Tische, Wände, gar die Leut’
Fremd und sonderbar
Wo einst Champagnergläser klirrten, zieht der Tee
Wo’n Zapfhahn war, steht ein Salatbuffet
Wo Frohsinn herrschte, Trubel und Gedränge
Gibt’s Fruchtsaft heute und Panflötenklänge
Warum ist es heut so trüb
Hier in Brunos Bar
Kellnerinnen dumpf und müd
Grüssen unmerkbar
Setz’ ich mich an den Tresen und bestell ‘nen Becher
Schaun die mich an, als wär ich ein Verbrecher
Schick ich mich an, nach Streichhölzern zu fragen
Bestellen sie mir gleich ‘nen Kastenwagen
Warum ist es heut so leer
Hier in Brunos Bar
Weit und breit weiss keiner mehr
Wie’s hier früher war
Manchmal entsteigt einer den Abwasserkanälen
Nimmt sich ‘nen Stuhl und fängt an zu erzählen
Von Schnaps und Rauch, Gebrüll und
schlechten Witzen
Noch heut hat er von damals einen sitzen
Die Leut’ vor ihren müden Grünteetassen
Sie hör’n ihm zu und können es kaum fassen
Und mancher denkt, ohne es zuzugeben
Ach, wär das schön, mal sowas zu erleben!